Die Self-Tracking-Linkschau (April 2015)

Written by on 21. April 2015 in Allgemein with 0 Comments

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Einige interessante QS-Artikel aus den letzten Wochen:

Vermessen und verkauft

ZEIT Online war auf der SXSW und hat einen Quantified-Self-Schwerpunkt mitgebracht. Im Text „Vermessen und verkauft“ macht sich Patrick Beute Gedanken über die Geschäftsmodelle und stellt neue Projekte vor:

Wie wertvoll die Daten sein werden, wird nicht zuletzt von der Messtechnik abhängen. Smartphones und Smartwatches haben üblicherweise Lage- und Beschleunigungssensoren, GPS und Mikrofone. Eine ResearchKit-App für Parkinson-Patienten zum Beispiel registriert damit Schwankungen beim Gehen und Sprechen oder auch leichtes Zittern beim Bedienen des Touchscreens. Quantified Self ist also schon heute sehr viel mehr als bloßes Schrittzählen und Pulsmessen. In ferner Zukunft sollen noch ganz andere Messungen möglich sein. So hat Google ein Patent für ein Armband angemeldet, das Krebszellen erkennen, zählen und am besten auch noch zerstören soll.

Im dazugehörigen Video kommt  Ulli Jendrik Koop von der XL Health AG, der in Gesundheits-Startups investiert, ebenso zu Wort wie die Verbraucherschützerin Michaela Schröder, die warnt, zu viele Daten an die Anbieter freizugeben.

 

„Sammelt so viele Daten wie möglich“

Auch Software-Pionier Stephen Wolfram darf bei einem solchen Special natürlich nicht fehlen. Er erklärt im Interview, warum er vor 25 Jahren anfing, nach und nach seinen kompletten Tagesablauf zu protokollieren. Von jedem einzelnen Tastaturanschlag bis hin zu einer Ansteckkamera, die alle 30 Sekunden ein Bild schießt. Wolfram gibt im Interview auch Antwort auf die Frage, wie er all diese Datenberge, die er automatisiert anhäuft auswertet: zunächst einmal nämlich gar nicht. Sei Ansatz sei ein umgekehrter: Erst einmal Sammeln – Auswertung dann bei Bedarf.

ZEIT ONLINE: Was machen Sie mit diesen lückenlosen Informationen?

Wolfram: In der Regel absolut gar nichts. Ich speichere sie. Ab und zu analysiere ich mal einen Teil davon. Mein Ansatz ist es, einfach jede Menge Daten zu sammeln und sie sich dann genauer anzugucken, wenn man – wie jetzt eben – eine bestimmte Frage hat. Es ist interessant, Trends und Muster erkennen zu können. Wenn mir zum Beispiel ein Arzt sagt, oh, dieser oder jener Wert ist aber sehr hoch, dann kann ich erwidern, ich habe Daten aus 30 Jahren und es war schon immer so. Also fange ich jetzt bestimmt nicht an, mir darüber Gedanken zu machen.

 

Apple Watch: A Day In The Life

Ansonsten standen die letzten Wochen unverändert im Zeichen der Apple Watch, die vorbestellt werden konnte, aber vermutlich weitestgehend erst im Juni ausgeliefert werden wird. Dafür wurden inzwischen die ersten Testgeräte von Apple an Journalisten verteilt, die die Smartwatch eingehenden Tests unterzogen. In einem der ausführlicheren (wenn auch in Sachen Scrollytelling etwas überdekorierten) Artikeln, erklärt Nilay Patel für The Verge, dass die Apple Watch als Fitness-Tracker noch ein wenig zu wünschen übrig lässt:

Die Gesundheits- und Fitness-Features sind auf zwei Apps verteilt: Activity and Workout. Die Acitivity App ist schön, aber sehr rudimentär – sie überwacht einfach alle Bewegungen. Man kann Ziele für verbrannte Kalorien, sportliche Betätigung und im Stehen verbrachte Zeit angeben, die dann als drei konzentrische Ringe angezeigt werden. (…) Das alles funktionierte in meinem Test gut, aber viel mehr passiert nicht. Anders als beim Fitbit oder sonstigen Fitnesstrackern gibt es keine soziale Komponente, die einen Vergleich mit Freunden erlaubt. Ebenso wenig werden verbrannte Kalorien mit den durch Essen aufgenommenen gegengerechnet. Alle Daten fließen in die Health-App des iPhones, was immerhin ermöglicht, das andere Apps damit  arbeiten können und solche Features anbieten können. Aber für sich allein ist die Apple Watch nur ein relativ einfacher Aktibitäts-Tracker.

 

WearSens – Essenstracker zum Umhängen

Im Bereich Essen ist Selftracking nach wie vor ziemlich mühsam. Meist muss per Hand eingetragen werden, wie viel man wovon zu sich genommen hat. Medical Daily und Popular Science berichten nun von einem Projekt der University of California, Los Angeles (UCLA), das Abhilfe schaffen soll: Bei „WearSens“ handelt es sich um einen mit einem Sensor ausgestattete Kette, die man (offenbar relativ eng) um den Hals tragen muss. Schluckt man nun Nahrung herunter, misst der Sensor anhand minimaler Vibrationen, um was für eine Art Nahrung es sich dabei handelt. So lassen sich laut der Entwickler, Flüssigkeiten von fester Nahrung, weichen von harten Lebensmitteln unterscheiden.

Die Entwickler geben allerdings zu, sich noch im absoluten Anfangsstadium zu befinden und bisher nur eine sehr kleine Anzahl von Lebensmitteln aus einer vorher definierten Palette identifizieren zu können. Hier kann man sich die Sensorkette im Video ansehen:

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About the Author

About the Author: Christoph Koch ist Journalist (NEON, brand eins, GQ, SZ- und ZEIT-Magazin, Tagesspiegel, etc.), Autor ("Ich bin dann mal offline" & "sternhagelglücklich" & "Chromosom XY ungelöst") und Vortragsredner. Gerade ist sein eBook "Die Vermessung meiner Welt - Bekenntnisse eines Self-Trackers" zum Thema Quantified Self erschienen .

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