Die Self-Tracking Link-Schau (Dezember 2014)

Written by on 5. Dezember 2014 in Allgemein with 0 Comments

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Einige interessante QS-Artikel aus den letzten Wochen

Quantified Self: Märchenstunde im Bayerischen Rundfunk

Christian Buggisch ärgert sich über einen Bericht im Computermagazin des BR-Infokanal B5, in dem Angst vor „hochkriminellen Hackern“ geschürt wird, „die versuchen könnten Menschen damit zu erpressen, dass sie zum Beispiel Informationen über entstehende Krankheiten dem Arbeitgeber zuspielen, wenn der Betroffene nicht Summe X an diesen Hacker zahlt“:

Fazit: Ein interessantes Thema wird vom Bayerischen Rundfunk mit viel Halbwissen und Schwarzmalerei journalistisch gegen die Wand gefahren. Schade.

 

Generali erfindet den digitalen Patienten

Das große Thema der letzten QS-Wochen war natürlich die Entscheidung der Versicherung Generali, die als erster große Versicherung deutschen Kunden künftig Gutscheine und Rabatte bei Prämien gewähren will, wen diese über eine App regelmäßig Daten zum Lebensstil übermitteln und so einen gewunden Lebensstil nachweisen.

Nicht nur Generali, auch Allianz, Axa und andere Versicherer arbeiten an solchen Projekten. Sie versprechen Kunden, ihnen bei einer gesünderen Lebensweise zu helfen. Alle Unternehmen betonen, dass sie nur Daten verwenden, die Versicherte ihnen freiwillig geben. Allerdings wollen die Gesellschaften ihre Klientel so genau wie möglich kennenlernen, um ihr einen individuellen Tarif anzubieten.

 

Du musst dein Leben ändern!

Auch das Handelsblatt berichtet über den „gläsernen Patienten“ (die Fünf Euro in die Phrasenkasse wurden hoffentlich eingeworfen).

Interessant sind solche Erkenntnisse gerade vor dem Hintergrund des rasch wachsenden Marktes für Fitness-Apps und -Gadgets. Smartwatches und andere Wearables sind populär – in den USA etwa besitzt heute bereits jeder zehnte Konsument ein entsprechendes Gerät –, aber viele Konsumenten verlieren schon nach kurzer Zeit das Interesse an ihrem Gerät. Bonusprogramme, wie sie von Generali und Discovery angeboten werden, sollen dazu führen, dass die Technologie des Telemonitorings größere Akzeptanz findet.

 

Der Morgen des Überwachungskapitalismus

Ex-Pirat Christopher Lauer warnt vor den Gefahren des Generali-Experiments, warnt vor einer „Zertrümmerung“ des Gesundheitssystems durch Self-Tracking und fordert: Verbote.

Die Idee der Krankenversicherung war es nie, dafür zu sorgen, dass sich Leute gesund verhalten. Sie war es, dass Leute nicht sterben, wenn sie krank werden. Die Solidarität wird jetzt durch die Identifikation eines vermeintlichen Individualversagens ersetzt.

 

Versicherungen und Self-Tracking

Florian Schumacher von igrowdigital ist da etwas andere Meinung:

Bis zur Markteinführung des neuen Programms der Generali werden noch einige Monate vergehen und in Anbetracht der skeptischen Deutschen Kunden dürfte sich das Unternehmen alle Mühe geben, wichtige Fragen zur konkreten Ausgestaltung und zur geplanten Verwendung der Daten zu beantworten. Bis dahin wird die öffentliche Diskussion neben den Risiken auch hoffentlich auf die Chancen digitaler Innovationen im Versicherungsmarkt eingehen und konstruktive Ansätze aufzeigen wie wir das Potential von digitalen Gesundheitslösungen sinnvoll nutzen können.

 

About the Author

About the Author: Christoph Koch ist Journalist (NEON, brand eins, GQ, SZ- und ZEIT-Magazin, Tagesspiegel, etc.), Autor ("Ich bin dann mal offline" & "sternhagelglücklich" & "Chromosom XY ungelöst") und Vortragsredner. Gerade ist sein eBook "Die Vermessung meiner Welt - Bekenntnisse eines Self-Trackers" zum Thema Quantified Self erschienen .

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